Kosten von Lebens- und Rentenversicherungen erklärt


Rendite-Kennziffer – Reduction in Yield – Effektivkostenausweis der Lebensversicherer. Was verbirgt sich dahinter?

Wir versuchen dies zu erklären.

Bei aller Transparenz in der Kostenfrage darf nicht vergessen werden, das Gesamtpaket an Leistungen und Beiträgen zu betrachten. Die Höhe der Kosten kann nicht der alleinige Indikator für eine Kaufentscheidung sein, auch Kundenzufriedenheit und wirtschaftliche Stärke des Versicherers sind wesentliche Punkte.

Auslöser ist die Umsetzung der gesetzlichen Vorgabe aus dem LVRG (Lebensversicherungsreformgesetz), das zum Januar diesen Jahres in Kraft trat.

Die weitere „Transparenzoffensive“ der Lebensversicherer sieht Informationen beim Verkauf in einem Versicherungsprodukt vor, die es dem Verbraucher zu ermöglichen, die im Vertrag kalkulierten Kosten in Euro und Cent in Ihrer Auswirkung auf die Rendite dieses Vertrages dazustellen. Ziel dieser konkreten Angaben ist es, eine weitere Offenlegung und Vergleichbarkeit zwischen den Anbietern zu ermöglichen.

Wie stellt sich das für den Verbraucher dar?

Die Versicherer ergänzen in den neuen Produktinformationsblättern (PIB), welche Auswirkungen die Kosten in Prozent auf die Rendite des Vertrages haben. Damit würde eine Vergleichsgröße zur Total Expense Ratio (TER) der Investmentfonds geschaffen.

Einführung einer Rendite-Kennziffer

Lebensversicherungsverträge müssen seit dem 1. Januar 2015 eine Kennzahl zur effektiven Kostenbelastung enthalten, wie sie bei den staatlich geförderten Riester-Verträgen künftig ebenfalls Standard sein soll (voraussichtlich ab 2016).

Die Effektivkostenquote („Reduction in Yield“) gibt an, wie sich die Kosten auf die Rendite einer Police auswirken. Die Kennziffer bezieht alle einkalkulierten Kosten ein, also neben den laufenden auch die Abschluss- und Vertriebskosten, sowie bei fondsgebundenen Produkten die Fondskosten. Damit schafft sie eine umfassende Transparenz im Sinne der Verbraucher.

Die Rendite-Kennziffer ermöglicht den Vergleich der Beitragsrendite eines Lebens- bzw. Rentenversicherungsvertrags einschließlich der einkalkulierten laufenden Kosten, mit der fiktiven Rendite eines Vertrags ohne solche Kosten. Der Unterschied ergibt den sogenannten Renditeeffekt. Bei der Berechnung ist in einem ersten Schritt aus dem Bruttojahresbeitrag und der Ablaufleistung der Altersvorsorge die Beitragsrendite des Vertrags zu ermitteln. In einem zweiten Schritt wird die Berechnung noch einmal durchgeführt, doch dieses Mal wird der Beitrag ohne laufende Kosten in Relation zur Ablaufleistung gesetzt. Die Differenz in Prozentpunkten ergibt den Renditeeffekt. Das ist der Abschlag, den der Versicherungsnehmer wegen der laufenden Kosten hinnehmen muss.

Beispiel für die Ermittlung der Effektivkosten („Reduction in Yield“)

Um die Effektivkosten bzw. Reduction in Yield zu verdeutlichen, gibt der GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) das Beispiel eines Riester-Rentenvertrages, in den ein Sparer 30 Jahre lang insgesamt 30.000 Euro einzahlt. Die Abschlusskosten belaufen sich auf 2,5 Prozent der Beitragssumme(ebenfalls gesetzlich einheitlich geregelt), die laufenden Kosten auf 12 Prozent vom Beitrag (auch nur als Beispiel).

• Beitragssumme 30.000 € (30 Jahre ,1000 Euro pro Jahr)
• Abschlusskosten 750 Euro (einmalig 2,5 %, verteilt auf die ersten 5 Jahre)
• Laufende Kosten 120 Euro p.a.
• Ablaufleistung des Vertrages 51.692

In dieser Beispielrechnung ergibt sich eine Jahresrendite von 3,31 Prozent. Wird der Beitrag um die laufenden Kosten verringert, dann ergibt sich eine Rendite von 4,3 Prozent im Jahr. Die Differenz beträgt in diesem Beispiel 0,99 Prozentpunkte. Das ist der Renditeeffekt. Diese Prozentangaben sollen dem Versicherungskunden einen Kostenvergleich zwischen verschiedenen Angeboten ermöglichen.

Die Rendite-Kennziffer ist kein Qualitätsmerkmal!

Ein qualitatives Merkmal für die nachhaltige Leistungsfähigkeit, Innovationskraft und individuelle Produkteigenschaften lässt sich jedoch aus der Rendite-Kennziffer nicht ableiten. Es wird auch hier eine “Spielwiese” eröffnet werden, auf der es sicher einige Anbieter geben wird, die es verstehen werden „aus einer Not eine Tugend zu machen“ um von etwaigen Schwächen abzulenken, um dadurch oder trotzdem vom Verbraucher wahrgenommen zu werden. Die echten qualitativen Merkmale müssen eine größere Gewichtung bei der Anbieterauswahl aus Verbrauchersicht bekommen. Doch leider wird oftmals, auch durch kostenintensive Marketingmaßnahmen der Anbieter, teilweise aber auch durch die Zeitschrift Finanztest befeuert, der Fokus des Verbrauchers falsch gelenkt, der Blick verschleiert und beeinflusst. Experten bemängeln regelmäßig diesen Sachverhalt.

Die Zukunft liegt nach unserem Dafürhalten, in adaptiven Altersvorsorgeprodukten, die es verstehen nachträglich und lebensbegleitend anpassbare Lösungen zu schaffen.

Noch kurz eine Faustformel zur Kostenbetrachtung:

Als Faustformel kann folgende Berechnung angenommen werden. Die sogenannten beitragsbezogenen Abschluss- und Vertriebskosten von 2,5 %, wirken sich im Renditeeffekt mit ca. 0,20 % aus. Die Verwaltungskosten je Prozent mit 0,065 %. In unserem Beispiel angenommen 12 % Verwaltungskosten auf den Beitrag, somit absolut 0,78 % als Renditeminderungseffekt. Daraus wird deutlich, dass die Gesamtverzinsung und reale Leistungsfähigkeit des ausgewählten Versicherers von weit größerer Bedeutung ist.

Etwas komplexer ist die verständliche Darstellung bei Fondspolicen mit und ohne Garantie, sowie bei 2 und 3 Topf Hybridprodukten. Diese Erläuterung liefern wir aber gern in unseren persönlichen Beratungsgesprächen.

Alleinige Kostenargumentation ist nicht hilfreich!

Zum Verständnis: Ein klassisches Girokonto vermehrt kein Geld durch Erträge, verlangt also für keine Leistung auch keine Vergütung (außer eventuelle Kontoführungsgebühren). Wollen wir jedoch eine Mehrleistung in Form von Ertrag, Absicherung, lebenslanger Rentenleistung, Vermögens- oder Hinterbliebenenschutz, ist es doch mehr als verständlich, dass dafür eine Honorierung notwendig ist. Wie sagt man auch: Was nix kostet ist auch nix Wert. Gehen wir alle ehrenamtlich zur Arbeit? Darum gilt es die Kosten immer in Verbindung mit den individuellen Produkteigenschaften zu betrachten und zu bewerten. Schließlich soll eine Altersvorsorgeplanung eine verlässliche Komponente sein und sich nicht als „Überraschungsei“ entpuppen.

Unsere Empfehlung bleibt nach wie vor, sich durch einen unabhängigen Altersvorsorgespezialisten und Versicherungsmakler ohne zusätzliche Kosten beraten zu lassen. Dieser ermöglicht Ihnen den Zugriff auf die im Wettbewerb stehende breite Zahl der Anbieter, dieser informiert Sie über die Unterschiede sowie die einzelnen Vor- und Nachteile der existierenden Altersvorsorgemöglichkeiten. In Ihrem Auftrag und aus Ihrem Blickwinkel. Der wichtigste Fakt, wenn es um eine interessenkonfliktlose Beratung geht.

Frühlingshafte Grüße aus Berlins Mitte

Mathias Kühnert


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