Warum wird meine Versicherung schon wieder teurer?


Alles wird teurer und so stößt auch das Wort „Beitragserhöhung“ im Versicherungsbereich naturgemäß auf wenig Gegenliebe.

Gab es zudem in den letzten Jahren keinen Schadenfall, ist es aus Kundensicht noch schwieriger nachzuvollziehen, warum Beiträge erhöht werden.

Im Folgenden versuchen wir, Ihnen einen kleinen Einblick in diese Thematik zu geben.

Der Grundgedanke ist eigentlich ziemlich banal – wir alle bilden eine Solidargemeinschaft und jeder Versicherungsnehmer ist Teil dieses Kollektivs. Wir kommen also alle gemeinsam für die Schäden Einzelner auf. Für unsere gemeinsamen Beiträge übernimmt der Versicherer die Verwaltung und Abwicklung, verteilt die Gelder und errechnet, wie hoch der Beitrag eines jeden am kollektiven Gesamttopf sein muss.

Also getreu dem Motto der „Drei Musketiere“ – Einer für alle, alle für einen!

Dieser einfache, schon in der frühesten Form des Versicherungswesens bestehende Grundsatz, wurde über die Jahre unter Berücksichtigung von individuellen Risikomerkmalen modifiziert. Somit können Prämien für Kunden fairer und transparenter gestaltet werden.

Fair bedeutet aber nicht zwangsläufig preiswerter, denn fair ist auch, dass z.B. ein Vielfahrer mit rund 30.000 km Fahrleistung im Jahr für seine Kfz-Versicherung mehr zahlen wird, als derjenige, der lediglich 2 x die Woche zum Bäcker fährt (je geringer die Fahrleistung, desto unwahrscheinlicher ein Unfall, um nur ein Kriterium zu nennen).

Gibt es denn wirklich so viele Schäden?

Diese Frage stellt man sich natürlich, wenn man selbst noch nie einen Schaden hatte und es auch niemanden im Familien-  und Bekanntenkreis gibt, der jemals betroffen war. Schnell wird somit die eigene Erfahrung zum allgemeingültigen Meinungsbild.

Die Versicherungstarife, die bundesweit für alle Kunden gelten, decken Risiken der gesamten Bedarfsgemeinschaft ab. Die individuelle Risikosituation der Kunden im Einzelnen abzubilden, kann bei der Kalkulation von Prämien nur teilweise berücksichtigt werden. Sonst wären Versicherungsprämien einfach zu hoch, da das Risiko auf den Einzelnen und eben nicht auf die Versichertengemeinschaft abgestellt werden würde.

Auch wenn Ihr Beitrag steigt und Sie (hoffentlich) nie einen Schaden regulieren müssen, bedenken Sie immer, dass es so deutlich günstiger ist, als wenn beim schlimmsten angenommenen Szenario Ihr gesamter Hausrat abbrennt und Sie die Wiederanschaffung allein finanzieren müssen, so zahlen alle gemeinsam den Schaden.

Schäden und Kosten – das sind die zwei großen Bereiche, für die Versicherungsbeiträge ausreichend kalkuliert werden müssen.

Wenig Einfluss hat der Versicherer auf den Bereich Schadenhöhe, zumal Schäden immer kostspieliger werden, da sich bei der Regulierung auch in ihnen die allgemeine Preissteigerung niederschlägt.

Und wenn noch mehr Kosten reduziert werden, heißt das, es wir auch noch mehr am Service gespart. Als Kunde wird man noch häufiger mit externen Call-Centern und somit mitunter auch ungelernten Zeitarbeitern zu tun haben, die unmöglich individuelle Fragen kompetent beantworten können.

Dier sogenannte „Schaden-Kosten-Quote“ bezeichnet in der Versicherungswirtschaft also das Verhältnis von Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb und für Versicherungsleistungen zu den gezahlten Prämien.

Was interessiert mich der Kapitalbedarf der Versicherer?

Ganz einfach, ohne ausreichendes Kapital kann ein Versicherungstarif nicht mehr funktionieren und im Extremfall würde es bedeuten, dass der versicherte Schaden einfach nicht mehr reguliert werden kann. Willkürlich werden weder Tarife eingeführt noch am Leben erhalten. Vor seiner Markteinführung prüft das BaFin den Tarif auf Herz und Nieren und damit ein Tarif seine Lebensfähigkeit auch dauerhaft behält, wird jährlich von unabhängigen Treuhändern geprüft, ob es ggf. einer Beitragserhöhung bedarf.

Und letztlich – ja, auch Versicherer sind Wirtschaftsunternehmen, die nach Möglichkeit Gewinne erwirtschaften wollen. Geld für seine Arbeit zu verdienen, möchte fast jeder J

Gewinne werden aber zunehmend aus Kapitalanlagen und den Erträgen aus Liegenschaften erwirtschaftet, weniger aus dem Versicherungsgeschäft selbst (siehe auch unser Blogbeitrag vom 21.1.2016 https://www.biac-vorsorgespezialist.de/garantiezins-und-ueberschuesse-wie-werden-diese-erwirtschaftet/)

Anhand der nachstehenden Beispiele möchten wir Ihnen zeigen, wie viel der eingenommenen Beiträge ein Versicherungsunternehmen derzeit im Branchendurchschnitt für Kosten und Schadenaufwendungen ausgeben muss. Aufgezeigt werden bewusst Versicherungssparten, die nicht im grünen Bereich sind.

Rechtsschutzversicherung:

Rechtsschutzversicherung

…..in den privaten Sparten der Rechtsschutzversicherung, kommt es zur überdurchschnittlichen Häufung von Streitigkeiten, gerade im Arbeitsrecht und im Zuge der Finanzkrisen zur Übernahme von Anlagestreitigkeiten. Auch die Anhebung der Vergütungssätze für Rechtsanwälte führte und führt zur Beitragsanhebung.

Wohngebäudeversicherung:

Wohngebäudeversicherung

….sie ist mit Abstand, das größte Sorgenkind der Versicherer. Seit Jahren schon zahlen hier die Unternehmen drauf. Häufige Hochwasser, orkanartige Stürme in den letzten Jahren, immer älter werdende Gebäudebestände mit entsprechend alten Leitungsrohrsystemen sorgen für eine hohe Schadenquote und somit zu Prämienanpassungen.

Privathaftpflichtversicherung:

Privathaftpflichtversicherung

…ist in den deutschen Haushalten am meisten verbreitet. Das ist auch gut so, geht es hier im Grunde nicht um die Begleichung kleiner Bagatellschäden, sondern vielmehr um die Regulierung von Personenschäden, die Kosten hierfür können ganz schnell in unüberschaubare Höhen schnellen. Selten kommt es in der Privathaftpflicht zu Preissteigerungen. Setzt sich allerdings der Trend, auch Kleinstschäden über den Versicherer abzuwickeln fort, anstatt ihn selbst zu tragen, kann es auch hier in den nächsten Jahren schnell zu Anpassungen kommen.

KFZ-Versicherung:

KFZ Versicherung

…mit ihr verdienen die meisten Anbieter am deutschen Versicherungsmarkt schon seit mindestens 20 Jahren kein Geld mehr.  Bewusst werden vom Versicherer, aufgrund des nach wie vor andauernden Preiskampfes, Verluste einkalkuliert, in der Hoffnung, dass stützendes Geschäft in anderen Sparten generiert wird.

 

Freundliche Grüße

Sylvina Heinrich


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